Henrike Naumann & Sung Tieu – Deutscher Pavillon 2026
Die Kuratorin Kathleen Reinhardt benennt im Auftrag des ifa künstlerische Positionen für den Deutschen Pavillon der 61. Kunstbiennale in Venedig.
Henrike Naumann und Sung Tieu gestalten den Deutschen Pavillon auf der 61. Kunstbiennale von Venedig, für den das ifa – Institut für Auslandsbeziehungen als Kommissar verantwortlich ist. Die Kuratorin Kathleen Reinhardt hat zwei Künstlerinnen benannt, die in ihrem Werk gesellschaftliche, bürokratische und soziale Ordnungssysteme reflektieren und kritisch hinterfragen. Dabei machen sie die Brüche und Spannungen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sichtbar. Ihre Arbeiten werden ab dem 9. Mai 2026 im Deutschen Pavillon zu sehen sein.
„Mit ihrem konzeptuellen und bildhauerischen Werk stellen Sung Tieu und Henrike Naumann Fragen nach historischer Verantwortung und der Rolle individueller wie kollektiver Handlungsmacht aus der Perspektive einer jungen Generation, die die großen Themen des Deutschen Pavillons in einem komplett anderen Koordinatensystem verortet. Ich freue mich, mit beiden neue ortsspezifische Werke für Venedig zu entwickeln“, so Kathleen Reinhardt, Kuratorin des Deutschen Pavillons der 61. Biennale Arte in Venedig.
Photo: Victoria Tomaschko
8. Mai – The Past. The Present. The Future.
8. Mai 2025
ᵈᵉDie bedingungslose Kapitulation am 8. Mai 1945 markiert – je nach Perspektive – einen Tag der Befreiung, einen Tag des Sieges oder einen Tag der Niederlage. Genau 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kreist meine Lecture Performance Orcs from the East an der HGB Offenbach um die Frage, wie dieses Datum heute geschichtspolitisch instrumentalisiert und künstlerisch inszeniert wird. Medien wie Science Fiction, Literatur, Malerei und Skulptur werden genutzt, um historischen Ereignissen Sinn zu verleihen, Identifikationsangebote zu schaffen und Zukünfte zu entwerfen. So funktioniert etwa J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe als Bezugspunkt, um komplexen gesellschaftlichen Wandel zu ordnen oder den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu deuten. James Bond, Kunst im öffentlichen Raum in Russland, der NSU-Untersuchungsausschuss und die Gemälde in Selenskyis Schlafzimmer verschmelzen zu einem Netz aus Erinnerungspipelines, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet. Der Zugang ist das WLAN-Passwort im Stalin-Museum in Georgien.
Kunst ist Befreiung. Kunst ist Niederlage. Kunst ist bedingungslose Kapitulation.
Henrike Naumann Orcs from the East – Lecture Performance
8. May 20205 18.00 HFG Offenbach Isenburger Schloss, linke Kapelle
Keynote of the conference Seeds of Regression: on the Relation of Liberalism and Fascism May 8 – May 9, 2025
ᵈᵉAnlässlich der Eröffnung der Ausstellung Made in Germany? im Busch-Reisinger Museum (Harvard Art Museums) sprach ich ausführlich über mein ausgestelltes Werk Ostalgie und nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die deutsche Geschichte und die politische Gegenwart, indem ich einen Überblick über meine Praxis in den letzten 12 Jahren gab und Ostdeutschland mit der zeitgenössischen Politik in den USA in Beziehung setzte. Der Titel ist eine Anspielung auf das neueste Buch des Soziologen Steffen Mau, Ungleich Vereint. Die Arbeit Ostalgie ist der Ausgangspunkt für einen Rundgang durch die Komplexe und Komplexität Ostdeutschlands und eine Einladung, sich an der archäologischen Ausgrabung prähistorischer Knochen in den Ruinen des Sozialismus zu beteiligen. Ich freue mich sehr, dass Ostalgie nun dauerhaft in der Sammlung des Busch-Reisinger Museum ist.
12. Februar – 05. October 2025 The Impermanent – Four Takes on the Collection MoMA Warsaw
The first presentation of this scale of the collection of the Museum of Modern Art in Warsaw. Curated by Sebastian Cichocki, Tomasz Fudala, Magda Lipska, Szymon Maliborski, Łukasz Ronduda and Natalia Sielewicz.
ᵈᵉFür Henrike Naumann steht am Anfang einer neuen Arbeit immer ein Konzeptpapier. Diese CONCEPTS, die sich aus Projektideen und ihren dichten Recherchen entwickeln, dienen ihr als kritische und diskursive Arbeitsgrundlage, bevor daraus Skulpturen, Installationen und künstlerische Interventionen werden. Der von Naumann als Künstlerbuch konzipierte Ordner aus spiegelpoliertem Edelstahblech versammelt fast 100 Konzepte in ihren eigenen Worten, mit ca. 400 Bilder, die von den Anfängen ihrer Praxis bis zu den jüngsten Installationen reichen. Mit vielen nicht realisierten oder nie veröffentlichten Projektpapieren entwickelte sich CONCEPTS auch zu einer seltenen Aufzeichnung und Dokumentation ihres kritischen Denkens, Schreibens und ihrer Arbeitspraxis.
Gefördert durch Stiftung Kunstfonds Bonn und die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin.
ᵈᵉHenrike Naumann ist Stipendiatin des Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. Künstlerische Forschung beauftragt durch das Berliner Programm Künstlerische Forschung.
Photos Telegram, Time Magazine, Harvard, Björn Geldhof, Sven Döring, Bundeskunsthalle.
Harvard
Harvard, Cambridge (USA), 11. September 2024
Ossifizierung– Lecture Performance
ᵈᵉAnlässlich der Eröffnung der Ausstellung Made in Germany? im Busch-Reisinger Museum (Harvard Art Museums) werde ich ausführlich über mein ausgestelltes Werk Ostalgie sprechen und das Publikum auf eine Reise durch die deutsche Geschichte und die politische Gegenwart mitnehmen, indem ich einen Überblick über meine Praxis in den letzten 12 Jahren gebe und Ostdeutschland mit der zeitgenössischen Politik in den USA in Beziehung setze. Der Titel ist eine Anspielung auf das neueste Buch des Soziologen Steffen Mau, Ungleich Vereint. Die Arbeit Ostalgie ist der Ausgangspunkt für einen Rundgang durch die Komplexe und Komplexität Ostdeutschlands und eine Einladung, sich an der archäologischen Ausgrabung prähistorischer Knochen in den Ruinen des Sozialismus zu beteiligen.
Henrike Naumann – Ossification Lecture Performance 12. September 2024 6pm–7.30pm Harvard Art Museums, Menschel Hall 32 Quincy Street, Cambridge, MA USA
ᵈᵉTeil der Ausstellung Made in Germany? Art and Identity in a Global Nation.
Auszug aus dem Ausstellungstext: Made in Germany? Art and Identity in a Global Nation wirft einen noch nie dagewesenen Blick auf die deutsche Kunst seit 1980. Die Ausstellung zeigt Künstler_innen verschiedener Generationen und mit unterschiedlichen Hintergründen und stellt Vorstellungen von deutscher Identität in Frage, insbesondere die Idee ethnischer und kultureller Homogenität. Tatsächlich ist das Land nach den Vereinigten Staaten das zweitgrößte Ziel für Einwanderer_innen aus aller Welt. […] Wie der Titel andeutet, stellt Made in Germany? eher die Frage, wer oder was Deutschland heute repräsentiert, als dass es fertige Antworten darauf gibt.
III – Breathe Screening and Conversation with Vasyl Cherepanyn, Berlin, 2024
Hard Style
ᵈᵉDas Projekt Hard Style der Künstlerin Henrike Naumann beschäftigt sich mit dem Wandbild Die Mechanisierung der Landwirtschaft ihres Großvaters Karl Heinz Jakob. Entstanden 1960 für den Rat der Stadt Karl-Marx-Stadt, wurde es 2002 mit einer Trockenbauwand verdeckt. Für die Pochen Biennale wird es wieder freigelegt – durch eine Performance in der Chemnitzer Stadthalle mit dem Chem Valley Line Dance e.V. und den Hardstyle-Jumpern de Nischlhupper. Im Wirkbau wird die Wandmalerei durch die Leipziger Künstlerin Susanne Rische neu an die Wand gebracht und von den Chemnitzer_innen weitergemalt.
Performance Hard Style 26. September 2024 17.00 Stadthalle Chemnitz, Theaterstr. 3, 09111 Chemnitz
Installation Hard Style 26. September – 20. Oktober 2024 Wirkbau Chemnitz, Annaberger Str. 73, 09111 Chemnitz
Buchvorstellung Henrike Naumann im Gespräch mit Bakri Bakhit, Bierke Verlag, Berlin. Sonntag, 29. September 2024 17.00
Mauer-Mahnmal im Deutschen Bundestag Marie-Elisabeth-Lüders-Haus Zugang über die Spree-Uferpromenade Schiffbauerdamm 10117 Berlin
ᵈᵉFür Henrike Naumann steht am Anfang einer neuen Arbeit immer ein Konzeptpapier. Diese CONCEPTS, die sich aus Projektideen und ihren dichten Recherchen entwickeln, dienen ihr als kritische und diskursive Arbeitsgrundlage, bevor daraus Skulpturen, Installationen und künstlerische Interventionen werden. Der von Naumann als Künstlerbuch konzipierte Ordner aus spiegelpoliertem Edelstahblech versammelt fast 100 Konzepte in ihren eigenen Worten, mit ca. 400 Bilder, die von den Anfängen ihrer Praxis bis zu den jüngsten Installationen reichen. Mit vielen nicht realisierten oder nie veröffentlichten Projektpapieren entwickelte sich CONCEPTS auch zu einer seltenen Aufzeichnung und Dokumentation ihres kritischen Denkens, Schreibens und ihrer Arbeitspraxis.
Gefördert durch Stiftung Kunstfonds Bonn und die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt Berlin.
ᵈᵉIn diesem Jahr wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hat die Künstlerin Henrike Naumann eingeladen, im Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eine Ausstellung zu realisieren, deren gedanklicher Ausgangspunkt das Grundgesetz in seiner ersten Fassung aus dem Jahr 1949 ist – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in der DDR, die fast zeitgleich eine Verfassung verabschiedete. Henrike Naumann entschied sich dazu, entlang der ehemaligen Hinterlandmauer zwei Arbeiten miteinander in Beziehung zu setzen: Die Möbelinstallation Das Reich (2017) thematisiert die Reichsbürgerbewegung und deren Verweigerung, den Einigungsvertrag zwischen DDR und Bundesrepublik anzuerkennen, weil – so hatte es das Grundgesetz 1949 festgeschrieben – kein Friedensvertrag geschlossen worden war. Im Weltbild der Reichsbürger besteht das Deutsche Reich deshalb weiter fort, sie verstehen sich als „indigenes Volk“ in einem besetzten Land und rüsten sich für einen Tag X, an dem das Deutsche Reich nach gewonnenem Kampf wiederauferstehen wird. In der Multimediainstallation Tag X (2019) verschwimmen die zeitlichen Bezüge zwischen 1989 und einer Zukunft, in der es auf dem Alexanderplatz zu einem politischen Umsturz kam. Wurde der Sozialismus besiegt oder mit einer rechten Revolution ein neuer Staat errichtet?
Naumanns Arbeiten zum Einigungsvertrag und zur Friedlichen Revolution 1989, aber auch zur Reichsideologie und Utopien eines rechten Systemumsturzes verdichten sich in dem zerteilten Raum zu einem herausfordernden Diskussionsangebot und zeigen ihre verstörende Aktualität.
Guerly Laurent (1983 – 2024)
ᵉⁿWe were devastated to hear that our friend, original member of the Museum of Trance and sculptor Guerly Laurent was killed in Port-au-Prince in August 2024. When we first arrived in Haiti, Guerly immediately took us under his wing, showing us around his city, inviting us to his home in Cité Soleil, and helping us build the Museum of Trance. Without him, the whole project would have been unthinkable. We are grateful to have had the opportunity to meet him and to show one of his works at SAVVY Contemporary in 2016. However, it was impossible for us to bring him to Europe because of the Western border regimes that essentially imprison most Haitians. Guerly was part of a movement of working-class Haitian artists who are most affected by gang violence and the ignorance of the West. Haiti is more than its rich history and the land of the first black revolution, it is a place where people struggle to survive every day. Guerly, we will never forget you!
Guerly Laurent (1983 – 2024)
ᵈᵉWir trauern um unseren Freund, Gründungsmitglied des Museums of Trance und Bildhauer Guerly Laurent, der im August 2024 in Port-au-Prince getötet wurde. Als wir in Haiti ankamen, nahm uns Guerly sofort unter seine Fittiche, zeigte uns seine Stadt, lud uns in sein Haus in Cité Soleil ein und half uns beim Aufbau des Museums of Trance. Ohne ihn wäre das ganze Projekt nicht denkbar gewesen. Wir sind dankbar, dass wir ihn kennenlernen durften und eines seiner Werke 2016 bei SAVVY Contemporary zeigen konnten. Allerdings war es uns aufgrund der westlichen Grenzregime, die die meisten Haitianer in ihrem eigenen Land gefangen halten, nicht möglich, ihn nach Europa zu bringen. Guerly war Teil einer Bewegung haitianischer Künstler aus der Arbeiterklasse, die heute am stärksten von Bandengewalt und der Ignoranz des Westens betroffen sind. Haiti ist mehr als seine Geschichte und das Land der ersten schwarzen Revolution, es ist ein Ort, an dem die Menschen jeden Tag ums Überleben kämpfen. Guerly, wir werden dich nie vergessen!
Guerly Laurent (1983 – 2024)
ᵏʳᵉʸᵒˡNou te devaste lè nou te tande zanmi nou an, manm orijinal Mize Trance a ak eskiltè Guerly Laurent te touye nan Pòtoprens nan mwa Out 2024. Lè nou te rive an Ayiti, Guerly imedyatman pran nou anba zèl li, li montre nou alantou. vil li a, envite nou lakay li nan Site Solèy, epi ede nou bati Mize Trance. San li, tout pwojè a t ap pa ka panse. Nou rekonesan dèske nou te gen opòtinite rankontre l epi montre youn nan travay li yo nan SAVVY Contemporary an 2016. Sepandan, li te enposib pou nou mennen l ann Ewòp akoz rejim fwontyè oksidantal yo ki esansyèlman mete pi fò Ayisyen nan prizon. Guerly te fè pati yon mouvman atis ouvriye ayisyen ki pi afekte pa vyolans gang ak inyorans Lwès la. Ayiti pi plis pase istwa rich li ak peyi premye revolisyon nwa a, se yon kote moun ap lite pou yo siviv chak jou. Guerly, nou pap janm bliye w!
ᵈᵉHenrike Naumann ist Stipendiatin des Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. Künstlerische Forschung beauftragt durch das Berliner Programm Künstlerische Forschung.
ᵈᵉSeit Beginn diesen Jahres bin ich Stipendiatin im Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. In den kommenden zwei Jahren werde ich mich mit dem Thema Kunst und Krieg auseinandersetzen und im interdisziplinären Dialog meine Arbeitsweise weiterentwickeln. Ich gehe in dem Projekt davon aus, dass politische Systeme und Ideenwelten wie Sozialismus, Kapitalismus oder Faschismus eigene künstlerische Ausdrucksformen in Bezug auf Kunst und Krieg hervorgebracht haben, die (vom Wohnzimmer über den Schützengraben bis zum Museum) unsere Gegenwarten prägen. Ich führe verschiedene Themen zusammen, mit denen ich mich seit mehreren Jahren auseinandersetze und die ich für relevant für das Verständnis der Gegenwart halte und unumgänglich für die Imagination von Zukunft. Neben der Recherche und der Arbeit mit Wissenschaftler_innen werde ich meine künstlerische Forschung in Form von Vorträgen, Diskussionen, Performances, Interventionen und Ausstellung öffentlich machen. Im Folgenden eine Auswahl meiner geplanten öffentlichen Veranstaltungen im Frühling.
ᵉⁿSince the beginning of this year, I am a fellow of the Berlin Artistic Research Program 2024/25. Over the next two years, I will examin the topic Art and War further develop my artistic practice in an interdisciplinary dialogue. In this project, I assume that political orders and their believe systems such as socialism, capitalism, or fascism have produced their own artistic forms of expression in relation to art and war, which (from the living room to the trench to the museum) characterise our present. I bring together various themes that I have been dealing with for several years and that I consider relevant for understanding the present and essential for imagining the future. In addition to this research and work with academics, I will be making my artistic research public in the form of lectures, discussions, performances, interventions and exhibitions. Below is a selection of my planned public events in spring.
Foreign Agent – Lecture Performance in Tbilisi, Georgia
18. Mai 2024
Tbilisi Photography & Multimedia Museum (TPMM) Stamba D Block, 14 M. Kostava St. Tbilisi, Georgien
Opening of the exhibition Evrovizion 17.00 Lecture Performance Foreign Agent by Henrike Naumann
ᵉⁿOn the occasion of the opening of the ifa-exhibition Evrovizion in Tbilisi, Georgia I will present my new lecture performance Foreign Agent, produced for this moment in Georgian history.
ᵈᵉAnlässlich der Ausstellungseröffnung der ifa-Ausstellung Evrovizion in Tiflis, Georgien, präsentiere ich meine neue Lecture Performance Foreign Agent, die ich für diesen Moment der georgischen Geschichte produziert habe.
Culture Wars in Times of Real Wars – Lecture Zürich
24. Mai 2024 09.30 – 22.00 Museum für Gestaltung Zürich Ausstellungsstrasse 60, Zürich
ᵈᵉSymposium – Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK) der Universität Zürich (UZH) und Zürcher Kunsthochschule (ZHdK)
ᵉⁿSymposium – Inaugurating the New Center for Arts and Cultural Theory (ZKK) of University of Zurich (UZH) and Zurich University of the Arts (ZHdK)
14.00 – 16.00 Cuture Wars in Times of Real Wars Lecture Henrike Naumann and conversation with Sandra Frimmel
ᵈᵉWas bleibt von der Völkerfreundschaft? ᵉⁿWhat remains of the „friendship between peoples“? A symposium of the Prater Gallery, curated and organized by Lena Prents and Antonina Stebur
Saturday, 01. June 2024 11.00 – 19.00 Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Str. 11, 10178 Berlin + ngbk
19.00 – 20.00 Screening Breathe by Henrike Naumann / SI_Process with a conversation between Henrike Naumann and Vasyl Cherepanyn
ᵉⁿI am very excited to show the video documentation of our performance Breathe from last year’s Kyiv Biennial in Ivano-Frankivsk, Ukraine. It will mark the end of this promising symposium on „Völkerfreundschaft“ at ngbk on Alexanderplatz.
ᵈᵉIch freue mich sehr, die Videodokumentation unserer Performance Breathe von der letzten Kyiv Biennale in Iwano-Frankiwsk, Ukraine zu zeigen. Sie bildet den Abschluss dieses spannenden Symposiums zum Thema „Völkerfreundschaft“ im ngbk am Alexanderplatz.
Lecture Henrike Naumann – Augustusburg 1933–1945 Mittwoch, 29. Mai 2024 18.30 Schloss Augustusburg Schloss 1, 09573 Augustusburg, Sachsen
ᵈᵉAusgehend von meiner Arbeit Ruinenwert (2019), der Ausstellung Einstürzende Reichsbauten (2021) und meiner Intervention in die Ausstellung Die Reise der Bilder (2024) spreche ich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Augustusburg 1933–1945“ in einem Vortrag über die Möglichkeiten der zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
ᵉⁿBased on my work Ruinenwert (2019), the exhibition Einstürzende Reichsbauten (2021) and, most recently, my intervention in the exhibition Die Reise der Bilder (2024), I will talk about the possibilities of contemporary artistic engagement with National Socialism in my lecture as part of the event series “Augustusburg 1933-1945”.
ᵈᵉGespräch über das kritische Potenzial von Kunst und des Schreibens über Kunst, über die (Ohn-)Macht der Kritik und Auseinandersetzungen am Rand des Kunst-Ereignisses – und mittendrin.
ᵉⁿTalk about the critical potential of art and writing about art, about the power(lessness) of criticism and debates on the fringes of the art event – and right in the middle of it.
Triadisches Ballett im Wohnzimmer – Schlemmer-Meisterhaus Dessau
ᵈᵉDauerhafte Möbelinstallation von Henrike Naumann im Wohnzimmer des Schlemmer-Meisterhaus Dessau.
Mich interessierte: was wäre, wenn die Figuren aus Schlemmers Triadischem Ballett hundert Jahre nach der Uraufführung 1922 ein Meisterhaus in Dessau beziehen würden? Wie würden sie sich einrichten? Würden sie die Renovierungen aus der DDR-Zeit übernehmen? Mit welchen Möbeln würden sie sich wohlfühlen? Würden sie auf eBay Kleinanzeigen in Dessau fündig werden? Als Beitrag zum Projekt Gracious Hosts bin ich in die Rolle der Innenarchitektin für die Figuren des Triadischen Ballets geschlüpft. Für die künstlerische Ausstattung bezog ich meine Inspiration aus der originalen Farbwandgestaltung, aus den Ergänzungen aus DDR-Zeiten und aus der Alltagsästhetik der Dessauer*innen, wie sie sich auf eBay Kleinanzeigen darstellt.
ᵉⁿPermanent furniture installation by Henrike Naumann in the living room of the Schlemmer-Meisterhaus Dessau.
I was interested: what if the characters from Schlemmer’s Triadic Ballet were to move into a master house in Dessau one hundred years, after the premiere in 1922? How would they settle in? Would they adopt the renovations from the GDR era? What furniture would they feel comfortable with? Would they find what they were looking for on eBay classifieds in Dessau? As a contribution to the Gracious Hosts project, I slipped into the role of interior designer for the characters of the Triadic Ballet. For the artistic interior design, I drew my inspiration from the original colour wall design, from the additions from the GDR era and from the everyday aesthetics of the people of Dessau as they appear on eBay classifieds.
Demokratie. Wählen! Nicht schießen! Ausstellung in Zwickau
Eröffnung 07. Juni 2024 Ausstellung 11. Juni. – 01. November 2024 Freunde Aktueller Kunst Zwickau Hauptstraße 60-62 08056 Zwickau
ᵈᵉGruppenausstellung zu Kurt Tucholskys Gedicht Absage (1920). Mit einem Beitrag von mir mit dem Titel Koka Kola Freiheit (2024).
ᵉⁿGroup exhibition on Kurt Tucholsky’s poem Absage (1920). With my contribution Koka Kola Freiheit (2024).
Innere Sicherheit. Eine Intervention Mauer-Mahnmal im Deutschen Bundestag
Opening Mittwoch 12. Juni 2024 18.00 12. Juni – 29. September 2024 Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus Zugang über die Spree-Uferpromenade Schiffbauerdamm, 10117 Berlin
ᵈᵉIn diesem Jahr wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hat die Künstlerin Henrike Naumann eingeladen, im Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eine Ausstellung zu realisieren, deren gedanklicher Ausgangspunkt das Grundgesetz in seiner ersten Fassung aus dem Jahr 1949 ist – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in der DDR, die fast zeitgleich eine Verfassung verabschiedete.
Henrike Naumann entschied sich dazu, entlang der ehemaligen Hinterlandmauer zwei Arbeiten miteinander in Beziehung zu setzen: Die Möbelinstallation Das Reich (2017) thematisiert die Reichsbürgerbewegung und deren Verweigerung, den Einigungsvertrag zwischen DDR und Bundesrepublik anzuerkennen, weil – so hatte es das Grundgesetz 1949 festgeschrieben – kein Friedensvertrag geschlossen worden war. Im Weltbild der Reichsbürger besteht das Deutsche Reich deshalb weiter fort, sie verstehen sich als „indigenes Volk“ in einem besetzten Land und rüsten sich für einen Tag X, an dem das Deutsche Reich nach gewonnenem Kampf wiederauferstehen wird. In der Multimediainstallation Tag X (2019) verschwimmen die zeitlichen Bezüge zwischen 1989 und einer Zukunft, in der es auf dem Alexanderplatz zu einem politischen Umsturz kam. Wurde der Sozialismus besiegt oder mit einer rechten Revolution ein neuer Staat errichtet?
Naumanns Arbeiten zum Einigungsvertrag und zur Friedlichen Revolution 1989, aber auch zur Reichsideologie und Utopien eines rechten Systemumsturzes verdichten sich in dem zerteilten Raum zu einem herausfordernden Diskussionsangebot und zeigen ihre verstörende Aktualität.
Innere Sicherheit. An Intervention Wall memorial in the German Bundestag
ᵉⁿThis year marks the 75th anniversary of the Basic Law. The Art Advisory Council of the German Bundestag has invited the artist Henrike Naumann to realize an exhibition in the Wall Memorial in the Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, whose conceptual starting point is the Basic Law in its first version from 1949 – not only in the Federal Republic, but also in the GDR, which passed a constitution at almost the same time.
Henrike Naumann decided to place two works in relation to each other along the former Hinterlandmauer: The furniture installation Das Reich (2017) focusses on the Reich Citizens‘ Movement and its refusal to recognize the unification treaty between the GDR and the Federal Republic of Germany because – as the Basic Law stipulated in 1949 – no peace treaty had been concluded. In the world view of the Reich Citizens, the German Reich therefore continues to exist; they see themselves as an “indigenous people” in an occupied country and are preparing for a Day X, when the German Reich will rise again after a victorious battle. In the multimedia installation Tag X (2019), the temporal references between 1989 and a future in which there was a political upheaval on Alexanderplatz become blurred. Was socialism defeated or was a new state established with a far-right revolution?
Naumann’s works on the Unification Treaty and the Peaceful Revolution of 1989, but also on the ideology of the Reich and utopias of a far-right system overthrow, condense in the fragmented space into a challenging offer for discussion and demonstrate their disturbing topicality.
ᵈᵉHenrike Naumann ist Stipendiatin des Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. Künstlerische Forschung beauftragt durch das Berliner Programm Künstlerische Forschung.
ᵉⁿHenrike Naumann is a fellow at the Berlin Artistic Research Program 2024/25. Artistic Research commissioned by the Berlin Artistic Research Program.
H E N R I K E N A U M A N N R E – E D U C A T I O N
22. September 2022 – 27. Februar 2023 SculptureCenter 44–19 Purves Street Long Island City, NY 11101 INFOS
Das SculptureCenter freut sich, „Henrike Naumann: Re-Education“ anzukündigen, die erste Ausstellung der in Berlin lebenden Künstlerin in den Vereinigten Staaten.Naumanns Installationen mit Möbeln und Designobjekten sind als Szenen komponiert, die drängende und dauerhafte Fragen stellen: Wie ist das Verhältnis zwischen Design und Ideologie? Wie sollte man die Politik des Designs lesen? Beeinflusst durch ihre eigenen prägenden Jahre, in denen sie in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und dann im vereinten Deutschland aufwuchs, befasst sich Naumann in ihren Arbeiten häufig mit den gesellschaftlichen Veränderungen, die der westliche Konsumkapitalismus in den ehemaligen sozialistischen Staaten ausgelöst hat, und mit den Vorstellungen vom „guten Leben“, die weltweit (wenn auch ungleichmäßig) entstanden sind. Naumann setzt sich mit den vielen heute sichtbaren Nebenwirkungen auseinander: Millennial-Bourgeoisie, sozioökonomische Unzufriedenheit, antagonistische Orientierungen gegenüber politischer Macht und virulenter Extremismus. Ihre Installationen sind Fallstudien über anhaltende kulturelle Momente, ungelöste politische Fragen am Küchentisch und die Fähigkeit des Designs, die Vergangenheit zu versöhnen oder neu zu entfachen. Ihre Installationen positionieren die Betrachtenden sowohl als Gefangene in einem unterdrückerischen System globaler Produktion als auch als freies Konsumsubjekt.
Im SculptureCenter hat Naumann eine Ausstellung mit Dutzenden von Einrichtungs- und Haushaltsgegenständen entwickelt, die eine kritische Parodie auf die zweifelhafte „Hufeisentheorie“ darstellt. Die „Hufeisentheorie“ wurde in den 1930er Jahren in Deutschland entwickelt und in den 1990er Jahren wiederbelebt, um sowohl die Parameter der politischen Mitte festzulegen als auch den Links- und Rechtsextremismus als gleichwertige Bedrohung dieser Ordnung zu behandeln – als wären sie die beiden Enden eines Hufeisens, die sich von der Mitte wegbiegen und im gleichen Tempo außer Kontrolle geraten. Naumanns Ausstellung weist solche oberflächlichen und irreführenden Kategorisierungen von Zentren und Extremen zurück, indem sie eine idiosynkratische Untersuchung ländlicher Sensibilitäten in der amerikanischen Innenarchitektur durchführt, von Faux-Bois-Stühlen bis hin zu den Bauernhaustüren der vorstädtischen Cul-du-sac. Naumann betrachtet die Vereinigten Staaten als interessierte Außenstehende und nutzt vorgefundene Objekte, um überkommene Vorstellungen und Erwartungen an den demokratischen „Westen“ zu testen, ebenso wie den fragilen Idealismus und die Amnesie, die in den Normen bestimmter rustikaler zeitgenössischer Designprinzipien zum Ausdruck kommen. Naumanns Arbeiten eignen sich gut für eine Zeit, die sich sowohl der Diversität politischen Identifikationen als auch der Fehlinterpretation ästhetischer Hinweise bewusst ist. Sie fordern die Betrachtenden auf, sich auf eine konspirative Befragung über die tiefere Natur der Objekte einzulassen, die unser tägliches Leben bestimmen: Gibt es so etwas wie ein libertäres Sofa, einen linksextremen Hocker oder einen neokonservativen Sessel, und werden sie in verschiedenen Geschäften verkauft?
Naumanns Ausstellung bezieht sich auf zwei Phänomene: zum einen auf den Einsatz antifaschistischer „Umerziehungs“-Programme, die von den alliierten Streitkräften entwickelt wurden, um die Demokratie in Westdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wiederherzustellen, und zum anderen auf die spätere, implizite Selbst-„Umerziehung“ nach 1989 derjenigen, die in ehemaligen sozialistischen Staaten lebten. Für Naumanns Generation nach 1989 war die „Umerziehung“ durch eine importierte amerikanische Popkultur (Naumann nennt die Familie Feuerstein als Prüfstein) sowie eine durch Konsum zentral, denn im Wesentlichen zog der “Westen” durch Einzelhandel und Medien in die ehemals kommunistische Gesellschaft ein. Die Ausstellung umfasst auch einen Überblick über mehr als zehn Videoarbeiten von Naumann, die zwischen 2012 und 2022 entstanden sind.
Naumanns Projekt, das die geopolitischen Bedingungen der Ära des Kalten Krieges neu formuliert, eröffnet ein Bewusstsein dafür, wie wir inmitten der Ruinen der Ideologien des 20. Jahrhunderts leben, die von der US-Macht in den letzten Jahrzehnten exportiert und re-importiert wurden – besonders sichtbar für eine Generation, die geboren wurde, als sich der Kalte Krieg seinem Ende zuneigte. Mit trockenem Humor geht Naumann in ihrer Ausstellung der Frage nach, wie sich heutige und nachfolgende Generationen „umerziehen“, indem sie an einer sich ständig verändernden Wirtschaft teilhaben, sich an Designkonventionen anpassen oder sich umgekehrt an den Rand drängen, wenn sich ein vermeintliches politisches „Zentrum“ im Laufe der Zeit ausdehnt und zusammenzieht.
Henrike Naumann: Re-Education wird kuratiert von Kyle Dancewicz, stellvertretender Direktor des SculptureCenter, mit Christopher Aque, Ausstellungs- und Programmmanager. Kuratorischer Assistent des Projekts: Leo Cocar.
Unterstützt von LEAP. Zusätzliche Unterstützung für Henrike Naumann: Re-Education wird vom Institut für Auslandsbeziehungen e.V. und dem Goethe-Institut New York unterstützt.
Besonderer Dank geht an Materials for the Arts (MFTA).
Die Ausstellungen und Programme des SculptureCenter werden von Carol Bove, Lee Elliott und Robert K. Elliott, Richard Chang, Jill und Peter Kraus, der Anna-Maria und Stephen Kellen Foundation, Barbara und Andrew Gundlach, Jacques Louis Vidal, Miyoung Lee und Neil Simpkins, Eleanor Heyman Propp, Libby und Adrian Ellis, Candy und Michael Barasch, Sanford Biggers, Jane Hait und Justin Beal sowie Amy und Sean Lyons unterstützt.
Photos: President George H.W. Bush and Russian President Boris Yeltsin at the White House horseshoe pitch, Washington, D.C, 1992. Photo: David Ake/Getty Images Henrike Naumann: Re-Education, Bone chair (Savannah, Georgia)
Thank You For Bringing My Work Back Home
2000 in Gropius Bau Berlin
Donnerstag, 04.08.2022 17.00—19.30 Gropius Bau, 2. OG Eintritt frei mit Anmeldung INFOS
In diesem Vortrag und einem anschließendem Gespräch zwischen Valeria Schiller und Henrike Naumann, die digital aus New York dazu geschaltet wird, geht es um die kulturgeschichtlichen Verbindungen und Parallelen zwischen Kyiv und Berlin im Kontext der Teilung zwischen Ost und West und die Rolle kultureller Arbeit in Kriegszeiten. Als Kulisse für die Veranstaltung dient die Installation 2000 von Henrike Naumann. Die Arbeit wurde im PinchukArtCentre in Kyiv gezeigt, als Russland die Ukraine angriff, und ist nach ihrer Evakuierung nun im Gropius Bau zu sehen.
Bitte melden Sie sich bis zum Vortag der Veranstaltung an, indem Sie eine E-Mail mit Ihrem vollen Namen an events@gropiusbau.de senden.
In ihrem Vortrag setzt sich Valeria Schiller mit der historisch-politischen Bedeutung von Kulturarbeit und Archivierung zeitgenössischer Kunst in und aus der Ukraine auseinander. Historische Kontexte werden so mit der jüngsten Reise der Installation 2000 von Henrike Naumann verbunden. Anschließend wird sie ein Gespräch mit Henrike Naumann führen, die digital aus New York dazu geschaltet wird. Das Gespräch wird von Zippora Elders, Leiterin der Kuratorischen Abteilung & Outreach am Gropius Bau, moderiert.
Diese Veranstaltung behandelt Themen im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, Gewalt und Vertreibung.
Die Kunsthistorikerin, Kuratorin und Kunstkritikerin Valeria Schiller lebt seit März 2022 in Berlin. Von 2016 bis 2018 arbeitete sie im Archiv der Forschungsplattform des PinchukArtCentre in Kyiv, 2019 als Junior-Kuratorin des PinchukArtCentre und im kuratorischen Team vom Babyn Yar Holocaust Memorial Centre. Seit 2019 unterrichtet sie Kunstgeschichte an der Kyiv Academy of Media Arts.
Henrike Naumann wurde in Zwickau, DDR, geboren und lebt und arbeitet in Berlin. Sie reflektiert gesellschaftspolitische Phänomene auf der Ebene der Innenarchitektur und des Wohnraums und erforscht gegensätzliche politische Überzeugungen durch die ambivalente Ästhetik des persönlichen Geschmacks. Aufgewachsen in Ostdeutschland, erlebte Naumann die Neonazis als vorherrschende Jugendkultur in den 1990er Jahren. Daher interessiert sie sich für die Mechanismen der Radikalisierung und wie diese mit persönlichen Erfahrungen verknüpft sind.
Back Home wird von Zippora Elders und Julia Grosse kuratiert, mit Unterstützung von Leonie Schmiese, Lijuan Klassen und Sarah Crowe.
Das Museum of Trance ist eine fiktive Institution, die das Phänomen der Klangkultur des deutschen Musikgenres Trance der 90er Jahre erforscht. Um die Orgel herum gebaut, das zentrale Instrument der gottesdienstlichen Zeremonien, verbindet die Arbeit, die Strukturelemente der ethnographischen Historisierung und der Museologie kultureller Formationen. St. Kunigundis befindet sich in unmittelbarer Nähe des legendären Clubs ‚Stammheim‘ (1996), der bis 1994 ‚Aufschwung Ost‘ hieß. In der Kirche waren die Techno-Beats während der Sonntagsgottesdienste zu hören. Die Trance-Orgel verbindet diese verschiedenen spirituellen Sphären – als ob die Beats immer noch dröhnen würden.
Meine Arbeit „2000“ hatte im ukrainischen Kontext eine besondere Bedeutung, da das Werk über das geteilte Deutschland vom Publikum als Metapher für die geteilte Ukraine gelesen wurde.
Ich bin einer der wenigen Künstler, die bis zum Beginn der Invasion sowohl in Kyiv als auch in Moskau ausgestellt haben. Die Arbeit an beiden Orten und die Begegnungen mit den Menschen dort haben mir ein Verständnis für die Situation und die bevorstehenden Probleme vermittelt. Ohne diese Auftritte wäre dieser Austausch nicht möglich gewesen.
Und dieser Austausch mit dem Publikum ist der Grund, warum ich tue, was ich tue.
Gestern sollte der letzte Tag unserer Show in Kyiv sein. Aber seit dem Beginn der Invasion in der Ukraine am 24. Februar ist das Museum verbarrikadiert.
Die Ausstellung in Moskau muss jetzt geschlossen werden.
Ich mache Shows für mein Publikum. Und mein Publikum in der Ukraine wird gerade umgebracht. Hier enden für mich die Möglichkeiten der Kunst.
Don’t be fooled by the aesthetics
2017 schuf ich für den Herbstsalon von Gorki die Arbeit „Das Reich“. Mit der Installation aus Möbeln, Objekten und Video habe ich versucht, eine visuelle Sprache zu finden, um über die selbsternannten „Reichsbürger“ zu sprechen, welche die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland leugnen und behaupten, das Deutsche Reich sei immer noch an der Macht. In der Arbeit schuf ich das dystopische Bild, dass die Reichsbürger das Kronprinzenpalais Unter den Linden übernommen und dort ihre Kommissarische Reichsregierung mit Möbeln installiert haben, angeordnet in einer kultischen Formation, die an Stonehenge erinnert.
In diesen letzten Tagen, als ich die Millionen von Fotos vom Sturm aufs US-Kapitol sah, musste ich viel über dieses Werk nachdenken. Nicht nur, weil die Ästhetik im Detail zu dem Werk passte, sondern auch wegen der Probleme im Umgang mit einer politischen Bewegung, deren Ästhetik man als „seltsam“ bezeichnen könnte. Mir ist klar geworden, dass es schwierig ist, Menschen von der Gefährlichkeit von Personen und Bewegungen zu überzeugen, wenn ihr Aussehen und ihre Selbstinszenierung schräg, lustig und lächerlich erscheinen. Dabei ist das, was sie in der Gesellschaft produzieren, gefährlich und eine Bedrohung jenseits unserer Vorstellungskraft. Im Fall der „Reichsbürger“ handelt es sich um eine rassistische, white-supremacist und gewalttätige Hassbewegung von Verschwörungsideolog*innen, die während der Pandemie in ganz Deutschland immer mehr Anhänger fand. Lass dich nicht von der Ästhetik täuschen.