English

War Studies

Geschrieben am 17. Mai 2024

Tbilisi, Georgien, 17. Mai 2024

ᵈᵉSeit Beginn diesen Jahres bin ich Stipendiatin im Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. In den kommenden zwei Jahren werde ich mich mit dem Thema Kunst und Krieg auseinandersetzen und im interdisziplinären Dialog meine Arbeitsweise weiterentwickeln. Ich gehe in dem Projekt davon aus, dass politische Systeme und Ideenwelten wie Sozialismus, Kapitalismus oder Faschismus eigene künstlerische Ausdrucksformen in Bezug auf Kunst und Krieg hervorgebracht haben, die (vom Wohnzimmer über den Schützengraben bis zum Museum) unsere Gegenwarten prägen. Ich führe verschiedene Themen zusammen, mit denen ich mich seit mehreren Jahren auseinandersetze und die ich für relevant für das Verständnis der Gegenwart halte und unumgänglich für die Imagination von Zukunft. Neben der Recherche und der Arbeit mit Wissenschaftler_innen werde ich meine künstlerische Forschung in Form von Vorträgen, Diskussionen, Performances, Interventionen und Ausstellung öffentlich machen. Im Folgenden eine Auswahl meiner geplanten öffentlichen Veranstaltungen im Frühling.

ᵉⁿSince the beginning of this year, I am a fellow of the Berlin Artistic Research Program 2024/25. Over the next two years, I will examin the topic Art and War further develop my artistic practice in an interdisciplinary dialogue. In this project, I assume that political orders and their believe systems such as socialism, capitalism, or fascism have produced their own artistic forms of expression in relation to art and war, which (from the living room to the trench to the museum) characterise our present. I bring together various themes that I have been dealing with for several years and that I consider relevant for understanding the present and essential for imagining the future. In addition to this research and work with academics, I will be making my artistic research public in the form of lectures, discussions, performances, interventions and exhibitions. Below is a selection of my planned public events in spring.

Foreign Agent – Lecture Performance in Tbilisi, Georgia

18. Mai 2024

Tbilisi Photography & Multimedia Museum  (TPMM)
Stamba D Block, 14 M. Kostava St.
Tbilisi, Georgien

Opening of the exhibition Evrovizion
17.00 Lecture Performance Foreign Agent by Henrike Naumann

ᵉⁿOn the occasion of the opening of the ifa-exhibition Evrovizion in Tbilisi, Georgia I will present my new lecture performance Foreign Agent, produced for this moment in Georgian history.

ᵈᵉAnlässlich der Ausstellungseröffnung der ifa-Ausstellung Evrovizion in Tiflis, Georgien, präsentiere ich meine neue Lecture Performance Foreign Agent, die ich für diesen Moment der georgischen Geschichte produziert habe.

Culture Wars in Times of Real Wars – Lecture Zürich

24. Mai 2024 09.30 – 22.00
Museum für Gestaltung Zürich
Ausstellungsstrasse 60, Zürich

ᵈᵉSymposium – Zentrum Künste und Kulturtheorie (ZKK) der Universität Zürich (UZH) und Zürcher Kunsthochschule (ZHdK)

ᵉⁿSymposium – Inaugurating the New Center for Arts and Cultural Theory (ZKK) of University of Zurich (UZH) and Zurich University of the Arts (ZHdK)

14.00 – 16.00 Cuture Wars in Times of Real Wars
Lecture Henrike Naumann and conversation with Sandra Frimmel

Breathe Screening – Kyiv Perennial – Symposium „Völkerfreundschaft“

ᵈᵉWas bleibt von der Völkerfreundschaft?
ᵉⁿWhat remains of the „friendship between peoples“?
A symposium of the Prater Gallery, curated and organized by Lena Prents and Antonina Stebur

Saturday, 01. June 2024 11.00 – 19.00
Stadtwerkstatt, Karl-Liebknecht-Str. 11, 10178 Berlin + ngbk

19.00 – 20.00 Screening Breathe by Henrike Naumann / SI_Process
with a conversation between Henrike Naumann and Vasyl Cherepanyn


ᵉⁿI am very excited to show the video documentation of our performance Breathe from last year’s Kyiv Biennial in Ivano-Frankivsk, Ukraine. It will mark the end of this promising symposium on „Völkerfreundschaft“ at ngbk on Alexanderplatz.

ᵈᵉIch freue mich sehr, die Videodokumentation unserer Performance Breathe von der letzten Kyiv Biennale in Iwano-Frankiwsk, Ukraine zu zeigen. Sie bildet den Abschluss dieses spannenden Symposiums zum Thema „Völkerfreundschaft“ im ngbk am Alexanderplatz.

INFOS

Lecture – Schloss Augustusburg Chemnitz

Lecture Henrike Naumann – Augustusburg 1933–1945
Mittwoch, 29. Mai 2024 18.30
Schloss Augustusburg
Schloss 1, 09573 Augustusburg, Sachsen

ᵈᵉAusgehend von meiner Arbeit Ruinenwert (2019), der Ausstellung Einstürzende Reichsbauten (2021) und meiner Intervention in die Ausstellung Die Reise der Bilder (2024) spreche ich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Augustusburg 1933–1945“ in einem Vortrag über die Möglichkeiten der zeitgenössischen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.

ᵉⁿBased on my work Ruinenwert (2019), the exhibition Einstürzende Reichsbauten (2021) and, most recently, my intervention in the exhibition Die Reise der Bilder (2024), I will talk about the possibilities of contemporary artistic engagement with National Socialism in my lecture as part of the event series “Augustusburg 1933-1945”.

Gegenromantik – Talk mit Kito Nedo in Greifswald

Freitag, 31. Mai 2024 18.00
Spielhalle KUNST
Mühlenstraße 27/28
17489 Greifswald

ᵈᵉGespräch über das kritische Potenzial von Kunst und des Schreibens über Kunst, über die (Ohn-)Macht der Kritik und Auseinandersetzungen am Rand des Kunst-Ereignisses – und mittendrin.

ᵉⁿTalk about the critical potential of art and writing about art, about the power(lessness) of criticism and debates on the fringes of the art event – and right in the middle of it.

Triadisches Ballett im Wohnzimmer – Schlemmer-Meisterhaus Dessau

ᵈᵉDauerhafte Möbelinstallation von Henrike Naumann im Wohnzimmer des Schlemmer-Meisterhaus Dessau.

Opening Samstag 01. Juni 2024  11.00
Meisterhaus Muche / Schlemmer
Ebertallee 65/67, 06846 Dessau-Roßlau

Mich interessierte: was wäre, wenn die Figuren aus Schlemmers Triadischem Ballett hundert Jahre nach der Uraufführung 1922 ein Meisterhaus in Dessau beziehen würden? Wie würden sie sich einrichten? Würden sie die Renovierungen aus der DDR-Zeit übernehmen? Mit welchen Möbeln würden sie sich wohlfühlen? Würden sie auf eBay Kleinanzeigen in Dessau fündig werden? Als Beitrag zum Projekt Gracious Hosts bin ich in die Rolle der Innenarchitektin für die Figuren des Triadischen Ballets geschlüpft. Für die künstlerische Ausstattung bezog ich meine Inspiration aus der originalen Farbwandgestaltung, aus den Ergänzungen aus DDR-Zeiten und aus der Alltagsästhetik der Dessauer*innen, wie sie sich auf eBay Kleinanzeigen darstellt.

ᵉⁿPermanent furniture installation by Henrike Naumann in the living room of the Schlemmer-Meisterhaus Dessau.

I was interested: what if the characters from Schlemmer’s Triadic Ballet were to move into a master house in Dessau one hundred years, after the premiere in 1922? How would they settle in? Would they adopt the renovations from the GDR era? What furniture would they feel comfortable with? Would they find what they were looking for on eBay classifieds in Dessau? As a contribution to the Gracious Hosts project, I slipped into the role of interior designer for the characters of the Triadic Ballet. For the artistic interior design, I drew my inspiration from the original colour wall design, from the additions from the GDR era and from the everyday aesthetics of the people of Dessau as they appear on eBay classifieds.

Demokratie. Wählen! Nicht schießen! Ausstellung in Zwickau

Eröffnung 07. Juni 2024
Ausstellung 11. Juni. – 01. November 2024
Freunde Aktueller Kunst Zwickau
Hauptstraße 60-62
08056 Zwickau

ᵈᵉGruppenausstellung zu Kurt Tucholskys Gedicht Absage (1920). Mit einem Beitrag von mir mit dem Titel Koka Kola Freiheit (2024).

ᵉⁿGroup exhibition on Kurt Tucholsky’s poem Absage (1920). With my contribution Koka Kola Freiheit (2024).

Innere Sicherheit. Eine Intervention
Mauer-Mahnmal im Deutschen Bundestag

Opening Mittwoch 12. Juni 2024  18.00
12. Juni – 29. September 2024
Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Zugang über die Spree-Uferpromenade
Schiffbauerdamm, 10117 Berlin

www.kunst-im-bundestag.de

ᵈᵉIn diesem Jahr wird das Grundgesetz 75 Jahre alt. Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hat die Künstlerin Henrike Naumann eingeladen, im Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eine Ausstellung zu realisieren, deren gedanklicher Ausgangspunkt das Grundgesetz in seiner ersten Fassung aus dem Jahr 1949 ist – nicht nur in der Bundesrepublik, sondern auch in der DDR, die fast zeitgleich eine Verfassung verabschiedete. 

Henrike Naumann entschied sich dazu, entlang der ehemaligen Hinterlandmauer zwei Arbeiten miteinander in Beziehung zu setzen: Die Möbelinstallation Das Reich (2017) thematisiert die Reichsbürgerbewegung und deren Verweigerung, den Einigungsvertrag zwischen DDR und Bundesrepublik anzuerkennen, weil – so hatte es das Grundgesetz 1949 festgeschrieben – kein Friedensvertrag geschlossen worden war. Im Weltbild der Reichsbürger besteht das Deutsche Reich deshalb weiter fort, sie verstehen sich als „indigenes Volk“ in einem besetzten Land und rüsten sich für einen Tag X, an dem das Deutsche Reich nach gewonnenem Kampf wiederauferstehen wird. In der Multimediainstallation Tag X (2019) verschwimmen die zeitlichen Bezüge zwischen 1989 und einer Zukunft, in der es auf dem Alexanderplatz zu einem politischen Umsturz kam. Wurde der Sozialismus besiegt oder mit einer rechten Revolution ein neuer Staat errichtet? 

Naumanns Arbeiten zum Einigungsvertrag und zur Friedlichen Revolution 1989, aber auch zur Reichsideologie und Utopien eines rechten Systemumsturzes verdichten sich in dem zerteilten Raum zu einem herausfordernden Diskussionsangebot und zeigen ihre verstörende Aktualität.

Innere Sicherheit. An Intervention
Wall memorial in the German Bundestag

ᵉⁿThis year marks the 75th anniversary of the Basic Law. The Art Advisory Council of the German Bundestag has invited the artist Henrike Naumann to realize an exhibition in the Wall Memorial in the Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, whose conceptual starting point is the Basic Law in its first version from 1949 – not only in the Federal Republic, but also in the GDR, which passed a constitution at almost the same time.  

Henrike Naumann decided to place two works in relation to each other along the former Hinterlandmauer: The furniture installation Das Reich (2017) focusses on the Reich Citizens‘ Movement and its refusal to recognize the unification treaty between the GDR and the Federal Republic of Germany because – as the Basic Law stipulated in 1949 – no peace treaty had been concluded. In the world view of the Reich Citizens, the German Reich therefore continues to exist; they see themselves as an “indigenous people” in an occupied country and are preparing for a Day X, when the German Reich will rise again after a victorious battle. In the multimedia installation Tag X (2019), the temporal references between 1989 and a future in which there was a political upheaval on Alexanderplatz become blurred. Was socialism defeated or was a new state established with a far-right revolution?

Naumann’s works on the Unification Treaty and the Peaceful Revolution of 1989, but also on the ideology of the Reich and utopias of a far-right system overthrow, condense in the fragmented space into a challenging offer for discussion and demonstrate their disturbing topicality.

ᵈᵉHenrike Naumann ist Stipendiatin des Berliner Programm Künstlerische Forschung 2024/25. Künstlerische Forschung beauftragt durch das Berliner Programm Künstlerische Forschung.

ᵉⁿHenrike Naumann is a fellow at the Berlin Artistic Research Program 2024/25. Artistic Research commissioned by the Berlin Artistic Research Program.

INFOS

Photos
Henrike Naumann, eBay, Shaza Musa, Olesia Saiienko, Harald Hauswald, Violetta Walkobinger, Torsten Rütz, Tuan Do Duc, eBay Kleinanzeigen, Inga Selck

Zum Blog Zur Startseite