English

DDR Noir

Galerie im Turm Berlin, 2018
Kunstsammlungen Zwickau, 2019
Kunstraum Potsdam, 2020

Die Ausstellung DDR Noir: Schichtwechsel inszeniert eine Begegnung zwischen sozialistischem Realismus und postmodernem Design. Am Beispiel des Werkes von Karl Heinz Jakob (*1929, †1997, Zwickau), dem Großvater der Künstlerin, untersucht Henrike Naumann den gesellschaftlichen Umgang mit der Kunst der ehemaligen DDR. In der Installation setzt sie seine Malereien in Dialog mit ihren eigenen, begehbaren Möbelinstallationen, was eine spannungsgeladene, anachronistische Konstellation zwischen Gesellschaftsstudie und Familienaufstellung schafft.

Die Galerie im Turm wurde 1965 als Ausstellungsort des Verbandes Bildender Künstler der DDR gegründet, bevor sie 1990 als kommunale Galerie in die Verwaltung des Bezirkes überging. Karl Heinz Jakob war selbst ein prominentes Mitglied des Verbandes und im Rahmen von Arbeitsaufenthalten auch in anderen sozialistischen Staaten wie Kuba oder der Sowjetunion tätig.

ein Wandschrank mit schwarzem Porzellan und Malereien von Karl Heinz Jakob

In DDR Noir reflektiert Naumann über den Platz der DDR-Kunst in der deutschen Kunstgeschichte sowie über ihre eigene Rolle in der Gesellschaft. Was passiert mit Staatskünstler_innen im Moment, in dem der sie legitimierende Staat zerfällt und andere Narrative und Referenzen die Deutungshoheit übernehmen?

Nun mag es scheinen, die Ausstellung ziele auf eine versöhnliche Wiedervereinigung. Das ist aber nicht der Fall, ganz im Gegenteil, die strukturellen Verbindungspunkte scheitern als ästhetisches Projekt. Was bleibt ist ein stilistischer Clash, was bleibt ist der Bruch in der Geschichte von drei Generationen. Dafür wird ein Zustand hergestellt, in dem an den planwirtschaftlichen Sozialismus und den liberalen Kapitalismus gebundene Wertevorstellungen derart radikal aufeinanderprallen, dass es vor Gegensätzlichkeit nur so strotzt. Und das macht wiederum erlebbar, welche Brüche die Geschichte einer geteilten Nation wirklich prägen. Wie im Film Noir verschieben sich auch in Naumanns DDR Noir die Wertevorstellungen von Gut und Böse, von künstlerischem Mehrwert und reiner Wertlosigkeit.

Vivien Trommer: Highlight 10/12 – Galerie im Turm, in: KubaParis

Texte

Presse

Zur Startseite